Berlin Meets Haifa 2010

Interkulturelle Kompetenz gehört zu den wichtigsten Ausbildungsinhalten für angehende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, zumal in multiethnischen und pluralistischen Gesellschaften, wie Israel und Deutschland es sind. Die seit 2005 bestehende Hochschulkooperation „Berlin Meets Haifa“ eröffnet Studierenden der beteiligten Universitäten hier neue Möglichkeiten: über Ländergrenzen hinweg gemeinsam zu lernen und das eigene Fach aus einer international orientierten Perspektive neu zu begreifen.

Was ist deutsch, und was ist israelisch? Welche gesellschaftlichen Gruppen und Konflikte prägen die jeweilige Gesellschaft? Wie wird woran erinnert? Und wer wird sozial, politisch oder kulturell ausgegrenzt? Fragen wie diese prägen den beruflichen Alltag in der sozialen Arbeit in beiden Ländern. Mögliche Antworten darauf erarbeiteten sich die Teilnehmenden des Projekts 2009/2010 im Dialog: in gemeinsamen Workshops in Berlin und Israel und in getrennten Seminaren, deren Ergebnisse per Videokonferenz diskutiert wurden. Die akademische Auseinandersetzung stand dabei nicht allein, sondern wurde durch intensive Einblicke in die berufliche Praxis sozialer Einrichtungen vertieft. Die Möglichkeit hierfür boten zwei achttägige Begegnungsreisen nach Berlin und Haifa: Sie ließen einen dichten Erfahrungszusammenhang entstehen, der beide Seiten beleuchtete – sowohl in geographischer als auch in theoretisch-praktischer Hinsicht. 

Wo im Mittelpunkt steht, wie individuelle und kollektive Identitäten „gemacht“ und verändert werden, ist dabei auch die persönliche Erfahrung Teil des gemeinsamen Lernprozesses – nicht als außerhalb der sozialen Arbeit stehend, sondern als Voraussetzung für die eigene Professionalität. Die Begegnung mit „Eigenem“ und „Fremdem“ spielte daher – auch im mehrfachen Sinne – eine wichtige Rolle: in der Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen Teilnehmenden, vor allem aber im Erleben des Alltags in sozialen Einrichtungen und Gedenkstätten. Hier eine fundierte Grundlage zu vermitteln, war das Ziel – denn nur so können sich die angehenden jungen Fachleute auf ein Berufsleben vorbereiten, für das Fragen nach Erinnerungskulturen in Einwanderungsgesellschaften zentral sein werden. Dass es dabei ebenso um den Umgang mit der Vergangenheit wie um gemeinsame Aufgaben in der Gegenwart geht, war eine wichtige Erkenntnis am Ende der gemeinsamen Reise. Eine andere war, wie wichtig Netzwerke vor allem für die internationale Zusammenarbeit in der sozialen Arbeit sind. „Berlin Meets Haifa“ bietet nicht zuletzt auch hierfür die Möglichkeit.
 
Zwischen Oktober 2009 und September 2010 nahmen BA-Studierende der School of Social Work der Universität Haifa und der Alice Salomon Hochschule Berlin an einem über zwei Semester konzipierten bilateralen Seminar teil. Dieses wird seit 2005 angeboten und besteht jeweils aus gemeinsamen Workshops, getrennten Unterrichtseinheiten und  Begegnungsreisen mit Besuchen in sozialen Einrichtungen und Gedenkstätten.