Deutsch-Israelischer Fanaustausch –

Fußballfans gegen Rassismus und Diskriminierung

Gemeinsam Spiele im Stadion anschauen und seine Mannschaft anfeuern – wenn junge Fußballfans zusammentreffen, scheint sich die Welt um (fast) nichts anderes zu drehen. Doch viele Jugendliche, die in Fan-Projekten aktiv sind, wissen um eine Schattenseite, die auch ihren Sport betrifft: Rassismus und Antisemitismus können immer wieder am Rand des Spielfelds auftauchen. Auch den jungen Fans von Werder Bremen, Hapoel Katamon Jerusalem, Hapoel Bnei Sachnin und Maccabi Netanja – letztere haben zu Hause bereits einen Preis für ihr Engagement gegen Rassismus gewonnen – ist das bewusst. Im Oktober 2010 kamen sie alle in der Weser-Stadt Bremen zusammen, um nicht nur ihre Fußball-Begeisterung zu teilen, sondern um gemeinsam Vorurteile abbauen zu helfen. Das Besondere dabei: Anders als in den Vorjahren der seit 2006 stattfindenden Austausch-Projekte waren diesmal auch israelische Fans arabischer Herkunft mit dabei und brachten ihre Perspektive ein.

Auf dem Programm stand natürlich der Fußball selbst: mit zwei Spielen von Werder Bremen und mit der Möglichkeit, im Bremer Sportgarten selbst zu kicken. Beim Werder-Tag hatten die Gäste aus Israel dann die Möglichkeit, den Bundesliga-Club näher kennenzulernen. Neben Fachsimpeleien über Torchancen oder Fallrückzieher und Sightseeing in Bremen und Berlin standen vor allem Ausgrenzung und Miteinander (nicht nur) im Fußball als Themen im Mittelpunkt – sowohl im Gespräch untereinander wie auch als Teil des Programms. So etwa bei einer Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen oder bei Besuchen in sozialen Einrichtungen und der Jüdischen Gemeinde in Bremen – um nur einige Stationen zu nennen. Herzstück der Begegnung waren  daher Vorträge und Workshops mit Fan-Vertreterinnen und -vertretern, Mitarbeitenden des Senats und Politikerinnen und Politikern: Wie äußert sich Rassismus im Stadion, und welche Unterschiede gibt es in Deutschland und Israel? Und was ist zu tun, wenn man mit Gewalt konfrontiert wird? Zwei von vielen Fragen, die für die Beteiligten keine Theorie, sondern Teil ihres Alltags als Fußballfans sind – Erlebtes miteinander zu teilen und daraus zu lernen, war hier für alle mit der größte Gewinn. Das galt auch für ein weiteres Highlight der Woche: Die gemeinsame Teilnahme am Aktionstag „Für Vielfalt – gegen Diskriminierung“ am Spieltag Werder Bremen gegen den SC Freiburg.

Den Zielen des Projekts sind die jungen deutschen und israelischen Fans mit Sicherheit näher gekommen: die Integration von Migrantinnen und Migranten auf und neben dem Spielfeld zu verbessern, antisemitische Vorurteile abzubauen und die internationale Vernetzung der Fan-Arbeit zu vertiefen. Ein Treffen mit Folgen also, denn als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren nehmen die jungen Leute ihre Erlebnisse und Erkenntnisse in ihre jeweiligen Szenen mit zurück. Der Anfang einer neuen Fan-Kultur – auf der (nicht nur) die Initiatorinnen und Initiatoren sowie die Beteiligten aufbauen werden. Zum Beispiel beim baldigen Gegenbesuch in Israel.

Seit 2006 organisiert das Fanprojekt Bremen e.V. Austausch-Projekte für junge deutsche und israelische Fußballfans von 18 bis 27 Jahren – gemeinsam mit der Bildungsstätte für interkulturelle Begegnungen „Dialog“ nahe Haifa sowie, seit 2007, mit der Organisation israelischer Fußballanhängerinnen und -anhänger „Israfans“. Vom 13. bis 22. Oktober 2010 trafen in Bremen aktive Fans verschiedener Fußballvereine in Israel mit Anhängerinnen und Anhängern von Werder Bremen zusammen.