Homesick

Nach der Aufführung ist vor der Aufführung – aber davor wiederum ist ganz am Anfang. Und den bildet der Roman „Homesick“ des israelischen Autors Eshkol Nevo, den die deutsche Regisseurin Nicole Leicher für die Theaterbühne bearbeitet hat. Was sich hieran anschließt, ist in mehr als einer Hinsicht ein genuin bilaterales Projekt: Es soll israelische Literatur in Deutschland bekannter machen. Neben Autor und Autorin haben auch die beteiligten (professionellen) Schauspielerinnen und Schauspieler einen deutschen, israelischen und/oder arabischen Hintergrund. Und last but not least beschreiben die in Roman und Bühnenadaption verarbeiteten Begegnungen und Konstellationen zwar die gesellschaftliche Gegenwart in Israel, sind aber gleichzeitig charakteristisch für eine Generation von Suchenden auch in Deutschland und überall sonst auf der Welt.

 

Die Studentin Noa verlässt – zunächst – ihren Freund Amir, um ihre eigene Stimme wiederzufinden. Während ihre Nachbarin Sima die junge Frau um ihre Freiheit beneidet, ist der verlassene Amir mit dem Schicksal des Jungen Yotam konfrontiert, dessen Eltern ihn über den Tod des älteren Bruders im Libanon-Krieg vergessen haben. Und dann sind da noch Modi, der in der Welt herumreist und den die Sehnsucht nach zu Hause überfällt, sowie der arabische Straßenarbeiter Saddiq, der sein früheres Haus, das heute von jüdischen Israelis bewohnt wird, unbedingt noch einmal betreten möchte. Am Ende haben alle etwas verloren oder verlassen und sind doch zu etwas zurückgekehrt – so wie die Künstlerinnen und Künstler, die diese Collage gemeinsam erarbeiten und dabei eigene Fragen, Erfahrungen und Hintergründe einbringen.

 

Genau dieses Ausloten und Annähern an Perspektiven und Handlungsweisen während der Proben zu den späteren Aufführungen ist der Kern des Projekts „Homesick“. In Improvisationen und Gesprächen, mit den Mitteln der Musik und der (hebräischen und deutschen) Sprache bilden sich nicht nur Bühnenszenen heraus. Es entstehen Vernetzungen und Einblicke in deutsche, israelische und arabische Befindlichkeiten, zunächst für alle Beteiligten, aber während der anschließenden Aufführungen auch für ein interessiertes Publikum – sowohl in Deutschland als auch in Israel.

 

Die Theaterproduktion „Homesick“ ist ein Projekt von „Glashaus – Verein der Nutzer der Brotfabrik e. V.“. Es findet von April bis Dezember 2011 statt und umfasst die Konzepterstellung und Proben bis hin zu szenischen Installationen und Aufführungen des Stücks. Grundlage des Projekts ist der Roman „Homesick“ des israelischen Autors Eshkol Nevo, der von der deutschen Regisseurin Nicole Leicher für die Bühne bearbeitet wurde. Premiere: 28. April 2011 in der Brotfabrik, Berlin. Weitere Aufführungen in Frankfurt/Main und Israel sind für den Herbst 2011 geplant.